Gründerinterview: „Als Geschwister haben wir einen großen Vorteil, und das ist das Thema Vertrauen!“

Ende 2021 haben Christina Greenidge und ihr Bruder Florian Planert das Unternehmen yakha gegründet. Während Christina rund 20 Jahre lang als Partnerin bei McKinsey & Company tätig war und sich – neben ihrer Beratertätigkeit – für mehr Chancengleichheit in Führungspositionen engagiert hat, hat Florian bereits 1997 seine eigene IT-Firma gegründet und den IT-Fachkräftemangel am eigenen Leib erfahren. Gemeinsam haben sie beschlossen, mit yakha einen anderen Blick auf den IT-Fachkräftemarkt zu werfen und hochmotivierten Quereinsteiger:innen eine Chance zu geben. Im Interview werden sie uns mehr darüber erzählen, wie sie ihr Unternehmen aufgebaut haben, vor welchen Herausforderungen die beiden standen und wie wichtig eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und ein harmonisches Miteinander für den Erfolg eines Unternehmens sind.

 

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Unternehmen zu gründen, das sich auf die Platzierung von Quereinsteiger:innen in IT-Positionen spezialisiert?

Christina: Eine gemeinsame unternehmerische Tätigkeit war schon lange Zeit ein Wunsch von Florian und mir. Wir haben zahlreiche Geschäftsideen diskutiert und Business Cases erstellt und auch wieder verworfen, bis wir schließlich bei der Idee von yakha gelandet sind. In meiner Beratungstätigkeit habe ich immer wieder festgestellt, dass selbst die besten Strategien nichts wert sind, wenn es nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter gibt, um sie umzusetzen. Insbesondere bei der digitalen Transformation klafft oft eine große Lücke zwischen dem Bedarf an Fachkräften und der tatsächlichen Verfügbarkeit. In meinem bisherigen beruflichen Umfeld habe ich bereits Unternehmen kennengelernt, die Talente nicht nur aufgrund von Abschlüssen, sondern aufgrund intrinsischer Fähigkeiten rekrutieren. Diese Überzeugung teilen wir bei yakha und legen den Fokus darauf, dass unsere Kandidaten über die nötigen Kompetenzen verfügen, um erfolgreich zu sein – unabhängig von ihrem formellen Bildungsgrad. Außerdem verfügt Florian über Expertise im IT-Bereich, was uns dabei hilft, unseren Fokus auf Quereinsteiger in IT-Positionen zu legen.

Florian: Dem kann ich nur zustimmen. Als ich Anfang 1997 eine eigene IT-Firma gegründet und über 20 Jahre führte, habe ich die Knappheit an IT-Fachkräften am eigenen Leib gespürt. Genauso wie die sich nach oben drehende Lohnspirale und die Fluktuation bei den IT-Fachkräften, die ganz schnell wieder woanders sind, wenn das Gras auf der anderen Seite, sprich: bei einem anderen Unternehmen, grüner erscheint. Es ist leider oft wenig Bindung von der Fachkraft zu dem jeweiligen Arbeitgeber vorhanden. Irgendwann kamen wir gemeinsam darauf, dass es an der Zeit wäre, einen anderen Blick auf den IT-Fachkräftemarkt zu werfen und hochmotivierten Quereinsteigern eine Chance zu geben.

Habt ihr Wettbewerber? Was unterscheidet euch von diesen Unternehmen?

Christina: Unser Ansatz bei yakha ist äußerst innovativ und bietet ein sehr differenziertes Werteversprechen sowohl für Partnerunternehmen als auch für Talente. Unser auf die Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnittenes Such- und Auswahlverfahren sowie unser maßgeschneidertes Trainingscurriculum sind sehr individuell und einzigartig. Auf der Talentseite bieten wir ein attraktives Paket, das nicht nur eine kostenlose Ausbildung, sondern auch finanzielle Unterstützung ab Tag eins beinhaltet. Wir sind der Meinung, dass es im Moment kein vergleichbares Angebot auf dem Markt gibt. Wir haben wohl auch nicht ohne Grund letztes Jahr den HR Innovation Award im Bereich „Recruiting & Attraction“ gewonnen *lacht*. Natürlich konkurrieren wir mit anderen Anbietern von IT-Talenten wie Bootcamps, die intensive Schulungen anbieten. Doch im Gegensatz zu diesen beschränkt sich unsere Betreuung nicht nur auf das Training, sondern folgt einem ganzheitlichen Ansatz. Andere Wettbewerber sind ausländische Talente, die aufgrund der unterschiedlichen Lohnkosten in den Ländern zu günstigeren Konditionen arbeiten können, oder herkömmliche Personalvermittler. Letztere tragen jedoch nicht unbedingt dazu bei, den Talente-Pool zu erweitern.

Florian: Deswegen konzentrierten wir uns auch auf ein Modell, bei dem wir nicht mit einem bestehenden Talente-Pool arbeiten. Wir vermitteln also nicht irgendwelche Menschen mit irgendeinem IT-Basiswissen an irgendwelche Unternehmen. Sondern wir gehen auf Unternehmen mit offenen IT-Vakanzen zu, setzen uns mit denen zusammen, überlegen, welche Profile deren zukünftige Mitarbeiter haben müssen und suchen entsprechende Talente. Diese durchlaufen ein anspruchsvolles mehrstufiges Assessment, und die Kandidaten, die das erfolgreich geschafft haben, werden unserem Partner vorgestellt. Fühlen sich Talent und Unternehmen miteinander wohl, vermitteln wir unserem Talent die maßgeschneiderten Grundkenntnisse, die unser Partnerunternehmer wirklich braucht.

Wie schafft ihr es, als Geschwister erfolgreich zusammenzuarbeiten?

Christina: Als Geschwister haben wir einen großen Vorteil, den sich andere Unternehmensgründer lange erarbeiten müssen, und das ist das Thema Vertrauen. Durch den familiären Zusammenhalt ist dieses Vertrauen von Anfang an da und bildet die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir wissen, dass Entscheidungen immer im besten Sinne für das Geschäft getroffen werden und hinterfragen diese nicht. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir auf dem kurzen Dienstweg kommunizieren können und dadurch schneller Entscheidungen treffen und Dinge erledigen können. Das Geschäft, das wir gemeinsam aufbauen, ist für uns wie ein gemeinsames Kind, um das wir uns kümmern und das wir großziehen wollen.

Florian: Allerdings kann es auch vorkommen, dass wir Arbeit und Privatleben nicht immer strikt trennen, da die Themen manchmal ineinander übergehen. Das heißt, auch beim sonntäglichen Kaffeetrinken kann es passieren, dass wir über yakha sprechen. Aber letztendlich ist das auch Ausdruck unserer Begeisterung für das Projekt und unseren Wunsch, es gemeinsam erfolgreich zu machen.

Was sind eure individuellen Stärken und wie ergänzen sie sich in eurem Unternehmen?

Christina: Individuelle Stärken… Also da gibt es sicherlich einige Dinge, in denen wir uns sehr ähnlich sind, wie zum Beispiel Pragmatismus oder unsere Werte als Unternehmer. Aber es gibt auch Stärken, die sich gut ergänzen. Ich denke, Florian würde zustimmen, dass ich eher analytisch bin und es mir Spaß macht, und dass ich das auch brauche, während Florian eher intuitiv unterwegs ist, was auch seine Vorteile hat. Ich bin auch gut organisiert und gebe gerne Strukturen vor, die Florian auch an- bzw. übernimmt. Meistens jedenfalls *lacht*. Florian hat viele Stärken, besonders im charismatischen Umgang mit potenziellen Partnern oder Kunden. Und natürlich bringt er auch fachliches IT-Wissen mit, die sich in unserem jetzigen Business gut mit meinen Kenntnissen auf der Markt- und Vertriebsseite ergänzen.

Florian: Danke für die Blumen, Christina! *lacht* Und ja, als Gründer und ehemaliger Geschäftsführer eines mittelständischen IT-Unternehmens konnte ich umfangreiche Erfahrungen in der Unternehmensführung sammeln. Ich denke, dass ich so befähigt bin, jetzt auch yakha im administrativen Bereich effizient zu lenken und die notwendigen Prioritäten zu setzen. Ich verfüge über ein breites Wissen in Bereichen wie Sach- und Lohnbuchhaltung sowie Personalwesen bzw. grundlegender HR-Aspekte, und behalte dadurch alles unter Kontrolle.

Wie geht ihr mit der Belastung um, die mit der Gründung eines Unternehmens einhergeht? Wirkt sich das auf eure persönliche Beziehung aus?

Christina: Eine Gründung eines Unternehmens ist zweifelsohne eine Herausforderung, die mit Belastungen einhergeht. Das ist nicht immer alles rosarot. Aber bisher haben wir es gut geschafft, diese Belastungen zu verarbeiten, ohne dass es sich auf unsere persönliche Beziehung auswirkt. Wir haben Vertrauen zueinander und verstehen, dass jeder sein Bestes gibt, um zum Erfolg unseres Startups beizutragen. Das hat uns näher zusammengeschweißt und es ist ein schönes Gefühl, als Familie gemeinsam etwas Neues zu erschaffen und hoffentlich langfristig aufzubauen.

Florian: Ich bin an sich mit der Belastung, die mit der Gründung und dem Betrieb eines Unternehmens einhergeht, vertraut. Ich habe gelernt, wie man mit Situationen umgeht, in denen Aufträge verzögert werden oder es Unruhe im Unternehmen gibt, Probleme mit Mitarbeitern auftreten oder andere Themen auftauchen. Natürlich gibt es eine fließende Grenze und wenn zu viele Probleme gleichzeitig auftreten, muss ich auch mal durchatmen und eine Pause einlegen. Aber im Großen und Ganzen klappt das ganz gut. Und bezogen auf unsere persönliche Beziehung – da kann ich nur unterstreichen, was Christina bereits gesagt hat. Es schweißt uns noch mehr zusammen.

Gab oder gibt es Situationen, in denen ihr unterschiedlicher Meinung seid, und wie löst ihr die Situation?

Christina: Selbstverständlich gibt es Situationen, in denen wir unterschiedlicher Meinung sind. Doch das ist normal und auch wichtig, um verschiedene Perspektiven und Meinungen in unsere Entscheidungsfindung miteinzubeziehen. In solchen Fällen diskutieren wir die verschiedenen Standpunkte und entscheiden dann gemeinsam auf Basis der besten Fakten und Einschätzungen. Wir achten darauf, dass alle Punkte berücksichtigt werden und suchen nach einer Lösung, mit der wir im Führungsteam einverstanden sind. Wichtig ist jedoch, dass wir, nachdem eine Entscheidung getroffen wurde, geschlossen dahinterstehen und nicht ständig wieder hinterfragen. Auch wenn meine präferierte Lösung vielleicht nicht ausgewählt wurde, ist es wichtig, dass wir als Team geschlossen hinter der getroffenen Entscheidung stehen.

Florian: Dem kann ich nur zustimmen – es gab und gibt Situationen, in denen wir unterschiedlicher Meinung sind. Aber das ist eigentlich eine gute Sache, denn aus den Diskussionen und unterschiedlichen Blickwinkeln entstehen oft neue Erkenntnisse und Ideen. Wie Christina bereits erwähnte, ist es wichtig, dass wir offen und respektvoll miteinander umgehen und unsere Meinungen auf eine konstruktive Weise austauschen. Für mich ist es auch wichtig zu betonen, dass ich frei von Eitelkeiten bin. Ich erkenne Christinas Stärken und Fähigkeiten an und habe überhaupt kein Problem damit, ihr das Feld zu überlassen, wenn sie auf einem bestimmten Gebiet mehr Fachwissen hat als ich. Es geht hier ausschließlich um das Wohl des Unternehmens und nicht darum, meinen Stolz oder meine Eitelkeit zu befriedigen, indem ich eine falsche Meinung vertrete, nur um Recht zu bekommen.

Gab es Momente, in denen ihr an eurem Konzept oder eurer Vision gezweifelt habt? Wie seid ihr damit umgegangen?

Christina: Als Gründer eines neuen Unternehmens gibt es immer wieder Momente, in denen man Zweifel hat, ob man auf dem richtigen Weg ist. Wir sind da nicht anders als andere Startups. Zum Beispiel, wenn sich Entscheidungen bei Unternehmen verzögern oder wenn unerwartete bürokratische Hürden auftauchen, kann das frustrierend sein und Zweifel aufkommen lassen. Aber wir haben gelernt, dass es hilft, im Team zu arbeiten und sich gegenseitig zu motivieren. Wir erinnern uns immer wieder an unsere langfristige Vision und arbeiten hart daran, unsere Ziele zu erreichen. Bisher haben wir das gut gemeistert und glauben weiterhin fest an unser Konzept. Wir sind überzeugt, dass es eine Lücke auf dem Markt gibt und dass unser Ansatz einen Bedarf deckt. Das treibt uns an und motiviert uns, auch in schwierigen Phasen nicht aufzugeben.

Florian: Natürlich gibt es immer wieder Momente, in denen man an seinem Konzept oder der Vision zweifelt, besonders wenn sich Aufträge nicht so schnell einstellen wie erhofft. Wir fragen uns dann schon: Treffen wir den Nerv der Zeit oder ist es am Markt vorbei? In solchen Situationen hilft es uns, gemeinsam zu reflektieren. Wir erinnern uns dann gegenseitig daran, dass es gerade am Anfang normal ist, dass die eine oder andere Hürde noch überwunden werden muss. Unser Produkt ist sehr komplex und erklärungsbedürftig. Doch mit jedem neuen Auftrag wächst auch die Bestätigung und Motivation, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Was waren bisher die größten Herausforderungen, die ihr als Gründer:innen von yakha gemeistert habt?

Christina: Als Gründer von yakha haben wir uns vielen Herausforderungen stellen müssen. Die erste Herausforderung für mich persönlich war der Schritt in die Selbstständigkeit, nachdem ich über 20 Jahre lang als Angestellte tätig war. Es war eine Entscheidung mit vielen Implikationen, sowohl positiv als auch negativ. Die zweite Herausforderung bestand darin, das Konzept des Unternehmens weiter zu entwickeln und zu verfeinern. Wir haben frühzeitig Feedback eingeholt, Testdurchläufe durchgeführt und unser Konzept verbessert, um sicherzustellen, dass wir tatsächlich etwas entwickeln, das der Markt auch braucht – sowohl auf der Unternehmens- als auch auf der Talentseite.

Florian: Ich würde als dritte Herausforderung nennen, die ersten Mitarbeiter für unsere Idee zu begeistern. Es war wichtig, Leute zu finden, die unsere Vision teilen und bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen. Und dann vielleicht noch die, die ersten Kunden zu gewinnen. Es ist etwas anderes, externe Kunden außerhalb des eigenen Netzwerkes anzusprechen und sie davon überzeugen, dass yakha der richtige Partner für sie ist. Das ist heute noch eine Herausforderung, aber wir arbeiten hart mit dem kompletten Team daran und glauben fest an unser Konzept.

Welche Vision habt ihr für die Zukunft von yakha?

Christina: Meine Vision für yakha ist es, uns als attraktiver Arbeitgeber für erstklassige IT-Talente zu positionieren und durch den Quereinstieg in die IT einen wertvollen Beitrag zur Schließung der Fachkräftelücke zu leisten. Wir möchten Deutschland damit auch in Zukunft wettbewerbsfähig halten.

Florian: Mir ist die Schaffung einer sinnstiftenden Tätigkeit enorm wichtig. Da deckt sich meine Vision mit Christinas:  wir möchten mit yakha einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Fachkräftemangels leisten. Dabei geht es uns nicht nur um Umsatz und Gewinn, sondern auch um einen unternehmerischen Beitrag, die unserer Gesellschaft langfristig zugutekommt. Der Fachkräftemangel bedroht die Wirtschaft und die Zukunftsfähigkeit Deutschlands, und wir möchten mit unserem Konzept und unseren Produkten diesem Problem entgegenwirken. Dabei bleiben wir natürlich unternehmerisch und streben auch wirtschaftlichen Erfolg an, aber dieser steht nicht im Vordergrund unserer Motivation. Es geht uns darum, eine sinnvolle und nachhaltige Lösung zu finden und umzusetzen.

 

Falls du noch Fragen hast oder mehr von den Gründern erfahren möchtest, schreib uns gerne eine E-Mail an socialmedia(at)yakha.de.